Fünf Angeklagte aus dem Umfeld des "Reichsbürgers" Ingo K. aus Boxberg sollen illegal Waffen besessen haben.

Baden-Württemberg Boxberg-Prozess: Nachbarn von "Reichsbürger" Ingo K. erscheinen nicht vor Gericht

Stand: 05.05.2025 10:07 Uhr

Fünf Angeklagte aus dem Umfeld des "Reichsbürgers" Ingo K. sollen illegal Waffen besessen haben. Am Montag hätte ihr Prozess begonnen, doch sie fehlten vor Gericht.

Vor dem Landgericht Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis) sollte am Montag der Prozess gegen fünf Menschen aus dem Umfeld des verurteilten "Reichsbürgers" Ingo K. beginnen - doch diese sind nicht vor Gericht erschienen. Der Prozess steht im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz in Boxberg-Bobstadt (Main-Tauber-Kreis): Angeklagt ist im Wesentlichen die Familie, auf deren Bauernhof ein Einsatz des SEK im April 2022 eskalierte.

Die Staatsanwaltschaft wirft Heiko A., seiner Frau und zwei Söhnen illegalen Waffenbesitz vor. Zudem steht auch die Partnerin einer der Söhne vor Gericht. Neben Waffen geht es auch um den Anbau von Cannabis.

Zum Prozessauftakt am Montag war keiner der Angeklagten anwesend. Anwälte sagten dem SWR, sie hätten keinen Kontakt zu ihren Mandanten. Ladungen des Gerichts seien teils mit "Empfänger unbekannt" zurückgegangen, teils mit "Annahme verweigert".

Prozess soll im Juli neu gestartet werden

Der Prozess soll im Juli neu gestartet werden, sagte Staatsanwältin Janina Metz dem SWR. Das Gericht hat mehrere Möglichkeiten. Es kann die Angeklagten von der Polizei zum Gerichtstermin bringen lassen oder auch Haftbefehl erlassen. Am Montag wurde darüber noch keine Entscheidung gefällt.

Boxberg: Zwei Waffenkammern und tausende Schuss Munition

Im April 2022 hatte die Polizei eine Pistole von Ingo K. einziehen wollen. Der Einsatz um den Bauernhof eskalierte, Ingo K. eröffnete das Feuer auf die Polizei und wurde im November 2023 in Stuttgart zu 14 Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Auf dem Anwesen mit drei Gebäuden konnte damals ein ganzes Arsenal an Waffen und Munition sichergestellt werden. Darunter auch vollautomatische Waffen, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen. Ein Teil der Waffen wurde in der Wohnung von Ingo K. gefunden, weitere in einem Nebengebäude, das der Vermieter-Familie A. zugerechnet wird. Die Staatsanwaltschaft geht dabei von acht Schusswaffen, zwei Würgehölzern und einer großen Anzahl der Munition aus.

Fünf Angeklagte aus dem Umfeld des "Reichsbürgers" Ingo K. aus Boxberg sollen illegal Waffen besessen haben.

Im Zuge des Polizeieinsatzes war das Hauptgebäude in Boxberg in Flammen aufgegangen. Die Beamten fanden ein ganzes Arsenal an Waffen.

Im Prozess: Als Zeugen zu Waffen die Aussage verweigert

Im Prozess gegen Ingo K. in Stuttgart wurden Heiko A. und seine Frau als Zeugen unter anderem auf Waffen angesprochen, doch in diesem Punkt verweigerten sie damals die Aussage. Nach dem Polizeieinsatz am 20. April 2022 war neben Familie A. auch ein Sohn von Ingo K. festgenommen worden. Gegen ihn wurde aber keine Anklage erhoben.

Was sind "Reichsbürger"?
Sogenannte Reichsbürger oder auch "Selbstverwalter" sind eine in Kleingruppen zersplitterte, aber zunehmend vernetzte Szene, die die Bundesrepublik, ihre Institutionen und Gesetze nicht anerkennt. Für viele von ihnen besteht das Deutsche Reich in den Grenzen von 1871 fort oder sie bezeichnen die Bundesrepublik als "GmbH". Sie weigern sich oft, amtlichen Bescheiden Folge zu leisten oder Abgaben und Bußgelder zu zahlen. Häufig sind sie mit erfundenen Ausweisen oder Autokennzeichen unterwegs. Bundesweit schätzt der Verfassungsschutz die Zahl der "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" für das Jahr 2023 auf rund 25.000. Landesweit gehörten diesem Milieu laut Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 2023 rund 4.000 Personen an. Zehn Prozent von ihnen gelten als gewaltbereit. Wegen der Waffenaffinität und des Gewaltpotenzials in der Szene schätzt das Landesamt die Bedrohung, die von den sogenannten "Reichsbürgern" ausgeht, als hoch ein.

Sendung am Mo., 5.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg

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