E-Scooter des Anbieters Dott. Sind sie Hype oder Hindernis? In Heilbronn sorgen sie allzuoft für Ärger.

Baden-Württemberg Hype oder Hindernis? E-Scooter sorgen für Zündstoff

Stand: 30.04.2025 16:10 Uhr

Seit der Zulassung sorgen E-Scooter für Diskussionen - auch in Heilbronn. Beliebt sind sie bei Nutzern, ein Ärgernis oft bei Autofahrern. Sind sie ein Störfaktor im Verkehr?

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Unfälle mit E-Scootern in Baden-Württemberg laut der Polizei um ein Drittel angestiegen. Gleichzeitig sind die E-Scooter wohl schon seit ihrer Zulassung auf deutschen Straßen für viele Menschen ein Ärgernis, auch in Heilbronn. Doch wie groß ist der Schaden durch die kleinen Flitzer wirklich? Und können sie trotzdem Teil der Mobilitätswende sein?

"Die Roller haben ordentlich Konfliktpotenzial", sagt Julian Häußler, Sprecher des Automobil-Clubs ADAC Württemberg.

Trendmobil mit Konfliktpotenzial: E-Scooter verschärfen Platzproblem

Das Problem gab es gleich zu Beginn, meint Häußler. "Als die E-Scooter neu waren, waren plötzlich zu viele da", sagt er dem SWR. Schnell musste die Anzahl reduziert werden. So hätten zum Beispiel auch Städte in Baden-Württemberg mittlerweile eine Obergrenze festgelegt, damit die Elektroroller nicht überhandnehmen. Das habe die Situation vielerorts verbessert.

Dennoch gaben bei einer deutschlandweiten Umfrage des ADAC über 60 Prozent der befragten Fußgängerinnen und Fußgänger an, sich von E-Scootern gestört zu fühlen. Das sei aber nicht allein die Schuld der Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer, die das Gefährt öfter mal einfach mitten auf dem Fußweg abstellen oder gar in die Hecke werfen.

Es liege vor allem an einem Platzproblem in deutschen Innenstädten, erklärt Julian Häußler. Der ohnehin schon begrenzte Platz, den sich Autofahrende, öffentliche Verkehrsmittel, Radfahrende und Fußgänger teilen müssen, sei einfach nicht für ein neues Verkehrsmittel ausgelegt. Da hätten die E-Scooter das Problem verschärft, so Häußler.

Hoher Preis für die Fahrt mit Elektrorollern in Heilbronn

In Heilbronn war die Nutzung der Elektroroller ohnehin vergleichsweise teuer: Bis vor kurzem zahlte man einen Euro Freischaltgebühr und 32 Cent pro Minute, um durch die Straßen zu flitzen. Das ist fast doppelt so viel wie in Stuttgart, wo 19 Cent fällig werden. Erst in dieser Woche teilte der Betreiber Dott mit, dass er den Minuten-Preis in Heilbronn angepasst habe: 29 Cent würden nun fällig.

"Der vergleichsweise hohe Preis in Heilbronn hängt nicht nur mit dem Ort, sondern auch mit der Nachfrage nach E-Scootern zusammen", erklärt Dott-Pressesprecherin Luisa Lindenthal auf SWR-Anfrage. Die Kosten in Heilbronn würden sich zudem nicht zu sehr von denen in anderen Städten, wie etwa Düsseldorf oder Saarbrücken, unterscheiden, erklärt sie.

Allerdings deuten die Angaben auf der offiziellen Webseite des Betreibers darauf hin, dass die Preise in Heilbronn dennoch über dem Durchschnitt liegen. Dort heißt es: "Unser Fahrpreis liegt zwischen ungefähr 0,13 und 0,27 Euro pro Minute". Anders als öffentliche Fahrrad-Sharing-Systeme erhält Dott nach eigenen Angaben als Privatunternehmen keine Subventionen.

Schwerer Unfall mit einem E-Scooter in Heilbronn: Die Fahrerin prallt mit einer Stadtbahn zusammen (Archivbild). Immer wieder ereignen sich Unfälle, allzu oft sind E-Scooter auch einfach nur ein Hindernis im Verkehr.

Auch in Heilbronn haben sich schon schwere Unfälle ereignet - wie hier auf der Allee. Eine E-Scooter-Fahrerin prallte mit einer Stadtbahn zusammen.

Alarmierende Unfallzahlen: E-Scooter als Risikofaktor

In ganz Baden-Württemberg gab es im vergangenen Jahr über 1.400 Unfälle, an denen E-Scooter beteiligt waren. Das ist ein Anstieg von rund 33 Prozent. Das Erschreckende: Laut ADAC wurden dabei rund 70 Prozent der Unfälle von den Rollerfahrern selbst verursacht, ohne dass andere Verkehrsteilnehmende involviert waren. Das seien dann meistens einfach Stürze, die zum Beispiel durch Alkoholeinfluss oder das ungewohnte Fahrgefühl auf einem E-Scooter begünstigt werden.

Auch das Polizeipräsidium Heilbronn, zu dem der Stadt- und Landkreis Heilbronn sowie die Kreise Hohenlohe, Main-Tauber und Neckar-Odenwald gehören, verzeichnet in der Unfallstatistik 2024 einen Anstieg bei Unfällen mit E-Scootern um 67 Prozent. Ein Mensch kam dabei ums Leben.

E-Scooter: Was ist erlaubt?
Grundsätzlich darf jeder, der das 14. Lebensjahr vollendet hat, einen E-Scooter fahren. Einen Führerschein braucht man dafür nicht. Trotzdem sollte man die folgenden Regelungen beachten:
  • E-Scooter brauchen eine gültige Versicherungsplakette
  • Fahren darf man nur auf Radwegen, Radfahrstreifen oder Fahrradstraßen. Nur wenn nichts davon vorhanden ist, darf man auf die Fahrbahn ausweichen. Gehwege und Fußgängerzonen sind im Regelfall tabu.
  • Eine Helmpflicht gibt es nicht - das Tragen eines Helms wird trotzdem empfohlen.
  • Die Mitnahme von mehreren Personen ist nicht erlaubt
  • Auch beim E-Scooter gibt es eine Promillegrenze. Die liegt - genau wie beim Auto - bei 0,5 Promille

Parkprobleme in Heilbronn: Wie E-Scooter die Städte herausfordern

Ein weiterer Punkt, der den E-Rollern den fragwürdigen Ruf verschafft, ist die Parksituation. Falsch abgestellte oder am Boden liegende E-Scooter behindern Fußgänger und Radfahrer und versperren manchmal sogar die Ein- und Ausfahrten von privaten Grundstücken. Die Stadt Heilbronn erklärt auf SWR-Anfrage, dass gerade in der Innenstadt solche Parkverstöße keine Seltenheit sind. Dort gibt es beispielsweise ausgewiesene Zonen, wo die Flitzer abgestellt werden dürfen.

Die häufigste Ordnungswidrigkeit sei die Mitnahme weiterer Personen auf einem E-Scooter. Das kostet aktuell zwar nur ein Bußgeld in Höhe von 10 Euro, oft wissen die Fahrer aber gar nicht, dass das verboten ist. Deshalb versucht die Stadt auch, E-Scooter-Fahrende mit diversen Kampagnen auf der städtischen Homepage aufzuklären.

Seit September 2023 behält sich die Stadt zudem vor, Nutzerinnen und Nutzer, die wiederholt auffällig werden, zu sanktionieren - bis hin zur Sperrung ihres Kontos für Leih-Scooter.

Zwei E-Scooter liegen im Gebüsch (Symbolbild). Oft werden sie achtlos in die Hecke geworfen: E-Scooter, einst ein Hype, sorgen oft für Ärger - auch in Heilbronn.

Achtlos in die Hecke geworfen: E-Scooter, einst ein Hype, sorgen oft für Ärger - auch in Heilbronn.

Hoffnung geplatzt: E-Scooter doch keine Mobilitätslösung für die Zukunft?

Der ADAC Württemberg bestätigt dem SWR, dass die anfänglichen Hoffnungen, E-Scooter könnten Autofahrten ersetzen, sich nicht gänzlich erfüllt hätten. Stattdessen werden sie eher für kürzere Wege genutzt, die man sonst zu Fuß oder auf dem Rad bezwungen hätte. Sie sind also häufig eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr.

Der ADAC sieht aber in Zukunft größeres Potenzial in den Rollern. Zum Beispiel durch "Mobility Hubs", also eigene Einrichtungen an Bahnhöfen, an denen Fahrgäste Fahrräder oder eben E-Scooter leihen können. So könnten die Roller noch einfacher genutzt werden.

Mehr Verkehrssicherheit: ADAC fordert Blinker für E-Scooter

In Bezug auf die Verkehrssicherheit sieht der Verkehrsclub noch Verbesserungsmöglichkeiten. "Ein Punkt, den wir schon länger fordern, ist das Thema Blinker", so Häußler. "Da gibt es jetzt auch eine Überarbeitung für die Straßenverkehrsordnung. Die soll im Laufe das Jahres kommen."

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