Ein Autofahrer ist am Stuttgarter Olgaeck in eine Menschenmenge gefahren.

Baden-Württemberg Nach Unfall in Stuttgart am Olgaeck: Fahrer "bedauert das Geschehen zutiefst"

Stand: 04.05.2025 14:31 Uhr

Nach dem schweren Unfall in der Innenstadt am Olgaeck hat sich nun der Unfall-Verursacher zu Wort gemeldet. Sein Anwalt sprach dessen Bedauern aus.

Auch zwei Tage nach dem schweren Verkehrsunfall am Olgaeck in Stuttgart am Freitagabend sind immer noch viele Fragen zum genauen Unfallhergang offen. Gegen den Unfallverursacher werde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung in sieben tateinheitlichen Fällen ermittelt, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Samstag mit. Am Sonntag äußerte sich der Anwalt des Fahrers.

Stuttgarter Unfallfahrer spricht sein Beileid aus

Der Familie der getöteten 46-Jährigen spricht der Fahrer nach Angaben seines Anwalts sein tief empfundenes Beileid aus. "Ihr Tod ist auch für ihn ein unerträglicher Verlust, der ihn zeitlebens begleiten wird", erklärte der Verteidiger des 42-Jährigen.

"Mein Mandant ist erschüttert, fassungslos und tief betroffen von diesem entsetzlichen Unfall und seinen tragischen Folgen", teilte der Anwalt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. "In dem Wissen, dass seine Worte den Schmerz der Betroffenen und deren Angehörigen nicht werden lindern können, spricht mein Mandant sein aufrichtiges Mitgefühl aus und wünscht den Verletzten eine schnelle und vollständige Genesung. Mein Mandant bedauert das Geschehen zutiefst."

Unfall am Olgaeck: Das ist passiert

Der 42 Jahre alte Fahrer war mit seinem Luxus-Geländewagen an der Stadtbahn-Haltestelle in eine Gruppe von Menschen gefahren, die dort an der Ampel warteten, weil sie die Hohenheimer Straße überqueren wollten. Eine 46 Jahre alte Frau starb später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen. Sieben weitere Menschen wurden verletzt, darunter fünf Kinder.

Ersten Erkenntnissen zufolge sei der Fahrer in der Charlottenstraße in Richtung Bopser unterwegs gewesen, als er auf Höhe der Olgastraße aus bislang unbekannter Ursache nach links von der Fahrbahn abkam, in der Folge gegen das Geländer des Fußgängerüberwegs an der Stadtbahn-Haltestelle prallte und hierbei die acht Passantinnen und Passanten verletzte. Alle weiteren Einzelheiten ermittle nun die gegründete Gruppe.

Alle Schwerverletzten waren Samstagmittag außer Lebensgefahr

Insgesamt seien zwei Erwachsene und fünf Kinder nach dem Unfall im Klinikum Stuttgart und seiner Kinderklinik, dem Olgahospital, behandelt worden, erklärte Stefan Möbius, Sprecher des Klinikums, auf SWR-Anfrage. Zwei der Patienten waren den Angaben nach schwerstverletzt und mussten im Schockraum behandelt werden. Die 46-jährige Frau, die später am Freitagabend im Krankenhaus ihren Verletzungen erlag, sei bereits an der Unfallstelle reanimiert worden.

Ein Kind wurde laut Möbius noch am Freitagabend operativ im Klinikum versorgt und befindet sich weiterhin in intensivmedizinischer Behandlung. "Der Zustand ist aber stabil, es besteht keine Lebensgefahr", sagte der Klinikum-Sprecher am Samstagmittag. Auch bei den übrigen Patienten sei nach der Erstversorgung inzwischen Entwarnung gegeben worden. Die Patienten, die Traumata und Gehirnerschütterungen erlitten haben, würden weiterhin im Klinikum überwacht.

Wie Staatsanwaltschaft und Polizei weiter mitteilten, sei zur Aufklärung der genauen Tatumstände eine Ermittlungsgruppe eingerichtet worden. Der 42-Jährige sei vorläufig festgenommen worden, müsse aber nicht in Untersuchungshaft, sondern sei wieder auf freiem Fuß, hieß es weiter. Ihm wird vorgeworfen, den tödlichen Unfall am Freitagabend verursacht zu haben.

Ermittlungsgruppe eingerichtet - Polizei schaltet Hinweisportal

Die Verkehrspolizei Stuttgart hat zudem zur Klärung des Unfalls ein Hinweisportal geschaltet. Zeuginnen und Zeugen würden gebeten, Bilder und Videos hochzuladen, insbesondere Bildmaterial, das den Geländewagen unmittelbar vor dem Unfall zeigt, so die Polizei am späten Samstagabend. Nicht benötigt würden Bilder und Videos vom Einsatzgeschehen, nachdem Polizei und Rettungskräfte eingetroffen seien. Zudem könnten sich Zeuginnen und Zeugen bei der zuständigen Verkehrspolizei unter der Telefonnummer 0711-8990 4100 melden.

Fachverband für Fußverkehr kritisiert Verkehrsführung am Olgaeck

Peter Erben vom Verein FUSS e.V. - Fachverband Fußverkehr Deutschland - zeigte sich am Samstag entsetzt. "Ich bewege mich am Olgaeck persönlich auch als Fußgänger regelmäßig. Mich erschüttert vor allem die Zerstörung, die Wucht des Unfalls. Die Geländer sind ja hier, um die Fußgänger zu schützen, damit sie eben nicht auf die Fahrbahn geraten. Diese sind alle umgerissen - das heißt, es war ein ganz schlimmer Unfall."

Wenn man die Verkehrsführung so gestaltet, dass Fußgänger eine untergeordnete Rolle spielen, dann passiert unweigerlich früher oder später so ein schlimmer Unfall. Peter Erben vom Verein FUSS e.V.

Und das passiere früher oder später überall, wenn man die Verkehrsführung so gestalte, dass Fußgänger eine untergeordnete Rolle spielten: "Wenn man sich als Stadtverwaltung keine Mühe gibt, die Verkehrsräume so zu gestalten, dass sie für Fußgänger wirklich sicher sind", so Erben. Außerdem hätten Fußgänger am Olgaeck von allen Verkehrsteilnehmern den längsten Weg, sie würden außen um den Platz geführt - und Autofahrer hätten den kürzesten Weg.

Peter Erben vom Verein FUSS e.V. - Fachverband Fußverkehr Deutschland

Peter Erben vom Verein FUSS e.V. - Fachverband Fußverkehr Deutschland

Konkret an der Ampel, wo der Unfall am Freitagabend passierte, sei die Fläche für Fußgänger viel zu klein, so Erben. "Das entspricht eigentlich nicht dem, was hier an Fläche gebraucht wird zu Stoßzeiten", sagte er. "Fußgänger brauchen mehr Platz, wenn sie sicher von ihrer Haltestelle in den Stadtraum laufen möchten. Und hier am Olgaeck werden Menschen eben dicht gedrängt auf kleinen Flächen. Und diese Flächen müsste man eigentlich erweitern."

Dies bedeute: Autofahrer, die hier unterwegs sind, müssten eigentlich auf Platz verzichten, damit die Fußgänger mehr Platz kriegten zugunsten ihrer Sicherheit. "Hier an der Kreuzung könnte man beispielsweise ohne Probleme auf eine Fahrspur reduzieren und den Fußgängern damit mehr Aufstellfläche geben", so Erbens Tipp in Richtung Stuttgarter Stadtverwaltung.

FUSS e.V.: "Jetzige Absperrung macht es noch gefährlicher"

Und auch die aktuelle Situation kritisierte Erben: "Die jetzigen Absperrungen der Unfallstelle haben mit zur Folge, dass der Autoverkehr fließt wie gehabt und der Fußgängerverkehr zu hundert Prozent an der Stelle eingeschränkt ist." Das mache es noch gefährlicher. Und tatsächlich konnte man vor Ort etliche Menschen dabei beobachten, wie sie an den Absperrungen vorbei erst die eine Straßenseite, dann die Gleise und dann die andere Straßenseite überqueren - auf noch weniger Platz und mit eingeschränkter Sicht.

"Die Ampel funktioniert ja weiterhin", sagte Erben. "Die Polizeibehörde hätte auch weiterhin die Nutzung für Fußgänger erlauben können - halt mit Reduzierung auf einen Fahrstreifen als Übergangslösung."

Sendung am Sa., 3.5.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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