
Baden-Württemberg Wie eine Gruppe aus Göppingen den Kirchentag erlebt
In Hannover hat der Evangelische Kirchentag begonnen - ein großes Fest mit rund 100.000 Teilnehmenden. Mit dabei: eine gemischte Gruppe aus der Region Göppingen.
Studierende neben Rentnern - gemeinsam wird auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover gespielt, gesungen, diskutiert. Die Gruppe aus Göppingen ist bunt gemischt, viele kannten sich vorher nicht. Doch von Anfang an herrschte eine offene und herzliche Stimmung, wie Jugendreferentin Nadine Wernsdörfer, die die Fahrt mitorganisiert hat, berichtet. "Es ist spannend, wie viel Lust die Leute auch haben, andere Menschen kennenzulernen."
Untergebracht ist die Gruppe in einem Gemeinschaftsquartier - einer Schule, in der Klassenzimmer zu Schlafsälen umfunktioniert wurden. "Auch die 75-Jährigen schlafen auf Isomatten, weil sie sagen: 'Das gehört für mich halt dazu'", sagt Wernsdörfer. Für Ulrike Frey, die auf der Isomatte ihrer Tochter übernachtet, ist es der erste Kirchentag überhaupt. Für sie steht schon jetzt fest: "Auf der Straße sprechen uns die Leute an, man kommt in Gespräch. Die Leute sind nett und gut drauf."

Rund 100.000 Teilnehmer werden bis Sonntag erwartet. Auch aus Baden-Württemberg sind viele Gläubige angereist wie die generationsübergreifenden Gruppe aus der Region rund um Göppingen.
Zwischen Spiritualität und politischem Austausch
Tatsächlich spielt Politik auf diesem Kirchentag eine große Rolle. Auf verschiedenen Podien wird über aktuelle Themen wie den Rechtsruck in der Gesellschaft, den Klimawandel, die Lage in der Ukraine und im Nahen Osten diskutiert. Auch wenn es bei heiklen Themen wie dem Nahostkonflikt nicht gelungen ist, Vertreter beider Seiten auf die Bühne zu bringen, sehen die Veranstalter im Kirchentag eine Chance für Dialog, auch bei Uneinigkeit.
"Es wird schwieriger, andere Meinungen auszuhalten", heißt es von der Kirchentagsleitung. Dennoch sei es die Aufgabe der Kirche, Brücken zu bauen und Debatten anzustoßen.

Rund 100.000 Teilnehmende werden bis Sonntag erwartet. Auch aus Baden-Württemberg sind viele Gläubige angereist.
Der ehemalige Diakon von Heiningen (Kreis Göppingen), Wolfgang Ockert, sagt: "Für mich ist das Spannende, die Glaubensfragen mit dem Weltgeschehen abzugleichen."
Ein Ort des Austauschs – auch für kritische Stimmen
Die Göppinger Pfarrerin Freya Pirk ist bereits zum zehnten Mal dabei - erkennbar an den vielen bunten Kirchentagsschals, die sie stolz an ihren Rucksack gebunden hat. Trotzdem merkt sie an, dass ihr die Atmosphäre in der Innenstadt besser gefällt als auf dem Messegelände: In der Innenstadt spürt man die Gemeinschaft etwas mehr. Hier verläuft es sich ein bisschen." Sie freue sich schon auf das Abendgebet zur Nacht in der Innenstadt."

Freya Pirk Pfarrerin in Börtlingen-Birenbach konnte in diesem Jahr den zehnten Kirchentagsschal an ihren Rucksack binden.