Frost Apfelblüte

Hessen Mythos Eisheilige: Medien- statt Wetterphänomen

Stand: 09.05.2025 19:23 Uhr

Frostalarm, die Eisheiligen sind los! Oder doch nicht? hr-Wetterexperte Martin Gudd räumt mit einem alten Mythos auf - und gibt einen erfreulichen Ausblick auf das Wochenende in Hessen.

Von Levi Pfeuffer-Rooschüz

Pünktlich zum Mai kehrt ein Klassiker der Wetterberichterstattung zurück. Auf der Suche nach Themen kramen Redaktionen im ganzen Land eine alte Bauernregel hervor: "Die Eisheiligen sind da", "Sind das schon die Eisheiligen?" oder hr-seits besonders kreativ gefragt: , "Sind die Eisheiligen vorbei?"

Die Regel der Eisheiligen besagt, dass es vom 11. bis zum 15. Mai eines Jahres mit deutlich erhöhter Wahrscheinlichkeit noch einmal richtig kalt werden könnte: Frostgefahr für Böden und Pflanzen – also Vorsicht!

Aber rechtfertigt die meteorologische Realität die mediale Aufmerksamkeit, die den katholischen Heiligen rund um die "Kalte Sophia" zuteilwird?

Statistisch eindeutig

hr-Wetterexperte Martin Gudd gibt eine klare Antwort: "Die Eisheiligen bringen statistisch keine auffällige Häufung von Kälte oder Frost." Im Schnitt der letzten Jahrzehnte habe der Mai in Hessen ein bis drei Frosttage zu bieten. Eine Häufung zwischen dem 11. und 15. Mai finde sich in den Daten nicht. Kurzum: "Die Eisheiligen sind die größten Blender beim Wetter."

Dabei gibt es sie durchaus: Bauernregeln, die ungewöhnliches Wetter besser vorhersagen als bloßes Raten. Etwa Phänomene wie das mild-nasse Weihnachtstauwetter, das sich laut Gudd tatsächlich in etwa 80 Prozent der letzten Jahre zeigte.

Fehler in der Zeitrechnung

Dass die Eisheiligen Mitte Mai ein Mythos sind, hat einen einfachen Grund: Mit der Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender im Jahr 1582 wurden zehn Tage in der Zeitrechnung gestrichen. Der von unseren Vorfahren ursprünglich mit den Eisheiligen in Verbindung gebrachte Kälteeinbruch verschob sich dadurch eigentlich Richtung Ende des Monats.

Und an dieser Theorie ist durchaus etwas dran. "Ab dem 21. Mai zeigt sich häufig in der Mitte Deutschlands ein letztes Mal in Tallagen und Mittelgebirgen Bodenfrost", erklärt Gudd. "Kühle Luft aus dem Norden und dem Baltikum legt sich in der Nacht ab, insbesondere in Ost- und Mittelhessen, über dem Fuldaer Land, der Rhön, dem Vogelsberg."

Durch den Klimawandel sei jedoch auch diese vorhandene Anomalie eines kalten Maiabschlusses eher zur Ausnahme geworden.

Blendende Aussichten fürs Wochenende

Im Einklang mit der Entzauberung eines Mythos steht laut Wetterexperte Gudd auch in den kommenden Tagen kein Kälteeinbruch bevor, im Gegenteil: "Sonnenliebhaber kommen an diesem Wochenende auf ihre Kosten." 25 Grad in Südhessen, bis zu 20 Grad in Nordhessen seien zu erwarten. Dabei werde der Sonntag noch einen Tick freundlicher als der Samstag.

Gute Nachrichten fürs Wochenende also - und von Eisheiligen keine Spur.

Kalte Tage im Mai – sind die Eisheiligen schon vorbei?