
Anleger in Kauflaune Börsen-Euphorie nach Zoll-Einigung
Eine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China hat die New Yorker Börsen beflügelt. Auch der DAX schaffte es zwischendurch auf ein neues Rekordhoch, konnte dieses aber nicht halten.
Die Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg war heute das alles beherrschende Thema an den Börsen. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt kappen die gegenseitig verhängten Zölle für eine Übergangszeit deutlich. Die US-Abgaben auf chinesische Importe werden auf 30 Prozent reduziert, Peking wiederum senkt die Zölle für Einfuhren aus den Vereinigten Staaten auf zehn Prozent.
Der Zoll-Deal zwischen den USA und China sorgt an den New Yorker Börsen heute für kräftige Kursgewinne. Zum Börsenende gewann der US-Leitindex Dow Jones Industrial 2,81 Prozent auf 42.410 Punkte. Noch mehr Schwung verzeichneten Technologiewerte und so ging es für den Nasdaq 100 um 4,02 Prozent auf 20.868 Punkte hinauf. Der marktbreite S&P 500 zog um 3,26 Prozent auf 5.844 Zähler an.
Besonders gefragt waren die Aktien aus dem Kreis der "Glorreichen Sieben", also der sieben bedeutendsten Technologieunternehmen. Die Kursgewinne von Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft, Nvidia, Apple und Tesla reichten teils bis zu rund acht Prozent. Die Apple-Anteile gewannen sechs Prozent nach einem Bericht im Wall Street Journal, wonach der iPhone-Hersteller unabhängig von etwaigen Zöllen über Preiserhöhungen für seine Smartphones nachdenkt.
Auch das sogenannte "Angstbarometer der Wall Street", der CBOE Volatility Index, fiel um 14 Prozent auf unter 19 - ein Niveau, das zuletzt vor den Zollturbulenzen im April erreicht worden war. Die Verluste seit dem von US-Präsident Donald Trump Anfang April losgetretenen globalen Zollstreit scheinen damit abgehakt. Die Experten der ING Bank sprechen von einer Deeskalation, die weitreichender sei als gedacht und die Perspektiven deutlich aufhelle - auch wenn der weitere Verhandlungsprozess wahrscheinlich eine Herausforderung bleibe.
Allerdings gebe es auch noch viele Unsicherheiten, zumal der Deal erst einmal nur für 90 Tage gelten soll. Unterm Strich sinken aber mit der Einigung zwischen den USA und China ganz klar die globalen Rezessionsrisiken und zugleich auch die Inflationsgefahr. Das eröffnet theoretisch Spielraum für weitere Zinssenkungen der großen Notenbanken, dies- wie jenseits des Atlantiks.
Allerdings sprach sich der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, heute für eine eher zurückhaltende Geldpolitik in Europa aus. "In Bezug auf geldpolitische Entscheidungen ist es wichtig, vorsichtig zu sein und nicht durch eine Überbetonung bestimmter Ankündigungen, die sich kurz darauf ändern könnten, überzureagieren", sagte Nagel in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung und der spanischen El Mundo.
Zumal Trumps Politik ein Unsicherheitsfaktor bleibt: Heute kündigte er Preissenkungen für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA per Erlass an. Er strebe einen Rückgang von 59 bis 90 Prozent an, sagte Trump bei der Unterzeichnung des Dekrets, da er sein Land wegen hoher Preise benachteiligt sieht.
Demnach werden den Arzneimittelherstellern in den kommenden 30 Tagen Preisziele vorgegeben. Sollten sie nicht deutliche Fortschritte innerhalb der kommenden sechs Monate vorweisen, werde es weitere Maßnahmen geben.
Experten zufolge dürfte der Erlass vor Gericht aber einen schweren Stand haben, da er wohl gegen gesetzlichen Vorgaben verstößt. Die Aktien großer Pharmakonzerne wie Eli Lilly, Pfizer und Merck & Co lagen im Handelsverlauf an der Wall Street nach anfänglich deutlichen Verlusten denn auch im Plus.
Nach anfangs deutlichen Aufschlägen und einer Bestmarke von knapp 23.912 Punkten gleich zu Beginn rutschte der deutsche Leitindex zeitweise in die Verlustzone und damit seiner Rekordjagd Tribut gezollt. Am Ende blieb ihm ein Plus von 0,29 Prozent auf 23.566 Punkte. Deutlichen Gewinnen von Auto- und Technologietiteln standen herbe Kursverluste bei Rüstungswerten gegenüber.
Die Einigung auf eine Senkung der gegenseitigen Zölle dürfte vor allem der US-Wirtschaft und auch China kurzfristig zugutekommen, schrieb Hendrik Mahlkow, Forscher in der Forschungsgruppe Handelspolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Die Auswirkungen für die EU seien gering.
Die Entspannung im Zollstreit zwischen den USA und China sorgt am Devisenmarkt für eine Dollar-Stärke. Im Gegenzug gibt der Euro nach. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1106 US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9004 Euro. Der Dollarindex, der die US-Währung gegenüber einem Währungskorb einschließlich Yen und Euro misst, stieg um 1,3 Prozent auf 101,93 Punkte.
Zugleich warfen Anleger das zu Krisenzeiten besonders gefragte Gold aus ihren Depots. Der Preis für das gelbe Edelmetall gab nach der jüngsten Rally um 3,5 Prozent auf bis zu 3208 Dollar je Feinunze nach.
Am Rohstoffmarkt ziehen die Rohölpreise kräftig an. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich am Mittag um 3,2 Prozent auf 65,98 Dollar je Barrel (159 Liter). Dahinter steckt die Hoffnung, dass die jüngsten Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und China die Nachfrage nach Rohöl ankurbeln könnten.
Der schwäbische Elektrotechnik-Zulieferer Pfisterer hat bei seinem Börsengang den Platzierungspreis mit 27 Euro je Aktie in der Mitte der Preisspanne festgelegt. Insgesamt seien 6,97 Millionen Aktien platziert worden, teilte das Unternehmen mit. Damit hat die Platzierung ein Volumen von gut 188 Millionen Euro.
Der Firma selbst fließen rund 95 Millionen Euro zu, der Rest geht an die Großaktionäre Karl-Heinz Pfisterer und Anna Dorothee Stängel. Die Marktkapitalisierung der Gesellschaft soll rund 489 Millionen Euro betragen.
Deutschlands größter Baukonzern Hochtief ist mit einem deutlichen Gewinnplus ins Jahr gestartet. Hochtief steigerte im ersten Quartal den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 32 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte. Der operative Konzerngewinn legte um 17 Prozent auf 167 Millionen Euro zu. Der Auftragseingang kletterte um 23 Prozent auf 13 Milliarden Euro, der Auftragsbestand erreichte mit über 70 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert.
Bayer stellt seine Pflanzenschutz-Aktivitäten in Deutschland neu auf und will den Standort Frankfurt mit 500 Beschäftigten bis Ende 2028 aufgeben. Die Forschung und Entwicklung werde künftig in Monheim am Rhein gebündelt. Zudem solle die Produktion am Standort Dormagen nahe Leverkusen schlanker aufgestellt werden, rund 200 Stellen sollen dort wegfallen. Derzeit sind dort knapp 1.200 Menschen beschäftigt.
Bessere Geschäfte mit Tierfuttereiweiß sowie fortgesetzte Sparbemühungen haben Evonik im ersten Quartal zu einem Gewinnanstieg verholfen. Zudem liefen die Geschäfte mit Produkten für die Farben- und Beschichtungsindustrie sowie mit Pharmawirkstoffen besser. Unter dem Strich blieben 233 Millionen Euro hängen nach 156 Millionen vor einem Jahr. Der Vorstand bekräftigte die Prognose.
Im Vorstand des Autobauers Porsche kommt es zu Personalwechseln: Einkaufschefin Barbara Frenkel und Personalchef Andreas Haffner scheiden aus Altersgründen aus dem Gremium aus, Nachfolger im Ressort Personal und Sozialwesen werden ab Mitte August Vera Schalwig (45) und in der Beschaffung Joachim Scharnagl (49).
Der tschechische Großaktionär PPF bietet für einen Teil des Medienkonzerns sieben Euro je Aktie und will so seine Beteiligung von aktuell knapp 15 auf bis zu 29,99 Prozent etwa verdoppeln. Damit bliebe PPF knapp unter der Schwelle von 30 Prozent, ab der eine Offerte für den gesamten Konzern Pflicht wäre.
Auch für United Internet und deren Internetdienst-Tochter Ionos geht es nach oben. Zwar drückten Kosten für den Netzausbau bei der Tochter 1&1 bei United Internet das Ergebnis im Auftaktquartal, doch das Jahresumsatzziel wurde leicht angehoben.
Die Tochter Ionos wurde unterdessen aufgrund besserer Geschäfte in der kleineren Sparte AdTech rund um digitale Werbung und Domain-Handel ergebnisseitig optimistischer für das laufende Jahr.
Bei den Kölner Ford-Werken kommt es erstmals zu einem Streik. Die Protestaktion gegen einen geplanten Stellenabbau an dem Standort mit 11.500 Beschäftigten soll am Mittwochmorgen beginnen und bis zum Ende der Nachtschicht am Donnerstagmorgen dauern, wie die IG Metall mitteilte.
Der italienischen Großbank UniCredit ist während ihres Ringens um die Commerzbank ein überraschend guter Jahresstart gelungen. Nachdem das umworbene Frankfurter Geldhaus am Freitag seinen höchsten Quartalsgewinn seit 2011 verkündet hatte, gab das Mailänder Institut heute einen Quartalsüberschuss von 2,8 Milliarden Euro und damit den höchsten Gewinn seiner Geschichte bekannt.
Mexiko hat Google wegen der Umbenennung des gesamten Golfs von Mexiko in "Golf von Amerika" auf seinem Kartendienst verklagt. Google sei sogar über das Dekret zur Namensänderung von US-Präsident Donald Trump hinausgegangen, sagte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum. Unklar blieb zunächst, ob die Klage in Mexiko oder in den USA eingereicht wurde und wann.